
Die 5 häufigsten Rechtsverstöße von Unternehmen im HSSE-Bereich – Risiken erkennen, Fehler vermeiden, Sicherheit schaffen
Die fünf häufigsten Rechtsverstöße im HSSE Bereich – Risiken erkennen und sicher handeln
HSSE ist Verantwortung und Pflicht
Gesetze im Bereich Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Security und Umweltschutz werden immer komplexer. Für uns als Unternehmen bedeutet das: Wir stehen in der Pflicht, nicht nur wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern auch Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, Umwelt und den gesamten Betrieb zu übernehmen. Trotzdem erleben wir im Alltag immer wieder Verstöße gegen geltendes Recht. Oft geschieht das nicht absichtlich. In den meisten Fällen steckt Unkenntnis, Zeitdruck oder fehlende Zuständigkeit dahinter.
Wer aber glaubt, dass Verstöße gegen Vorschriften ohne Folgen bleiben, irrt gewaltig. Die Konsequenzen reichen von Geldbußen über Einschränkungen im Betrieb bis hin zu persönlicher Haftung der Führungskräfte. Umso wichtiger ist es, die größten Fehlerquellen zu kennen und zu vermeiden. Der folgende Beitrag soll zeigen, wo die größten Risiken im HSSE Bereich liegen, wie sie entstehen und was wir als Verantwortliche tun können, um sie wirksam auszuschließen.
1. Unzureichende Gefährdungsbeurteilung und fehlende Dokumentation
Das Gesetz verlangt von uns, jede Tätigkeit und jeden Arbeitsplatz auf Gefahren für Gesundheit und Sicherheit zu prüfen. Die Gefährdungsbeurteilung ist das Herzstück des Arbeitsschutzes. In der Realität ist sie aber oft lückenhaft oder veraltet. Viele Betriebe führen die Beurteilung nur einmalig durch und vergessen sie danach. Oder sie verlassen sich auf allgemeine Vorlagen, ohne die speziellen Bedingungen vor Ort zu berücksichtigen. Noch häufiger wird die erforderliche Dokumentation vernachlässigt.
Wird eine Gefährdungsbeurteilung nicht regelmäßig überprüft und angepasst, können neue Risiken übersehen werden. Gerade in Zeiten schneller technischer Veränderungen, neuen Arbeitsverfahren oder dem Einsatz von Gefahrstoffen ist das fatal. Wer das Thema schleifen lässt, riskiert nicht nur Bußgelder bei Kontrollen. Kommt es zu einem Arbeitsunfall, steht die gesamte Geschäftsleitung in der Verantwortung. Schlimmstenfalls verweigert die Berufsgenossenschaft die Leistung.
Um das zu verhindern, sollte die Gefährdungsbeurteilung als dynamischer Prozess betrachtet werden. Jährliche Überprüfung, Anpassung bei neuen Maschinen oder veränderten Arbeitsbedingungen sowie die Einbindung von Fachkräften für Arbeitssicherheit sind Pflicht. Digitale Tools helfen, alle Schritte zu dokumentieren und Fristen im Blick zu behalten. Auch die Führungskräfte sollten regelmäßig geschult werden, um die gesetzlichen Vorgaben im Alltag umzusetzen.
2. Fehlende oder unzureichende Unterweisungen der Beschäftigten
Jede und jeder im Betrieb muss wissen, wie sie oder er sicher arbeitet und sich im Notfall verhält. Das ist kein freiwilliger Service, sondern eine gesetzliche Pflicht, die aus dem Arbeitsschutzgesetz und den Vorschriften der Berufsgenossenschaften folgt. Trotzdem wird in vielen Unternehmen zu wenig Wert auf systematische und nachweisbare Unterweisungen gelegt. Besonders neue Mitarbeitende oder Aushilfskräfte erhalten häufig nur eine kurze Einweisung und müssen sich dann selbst zurechtfinden. Wiederholungsunterweisungen werden aufgeschoben oder geraten im Arbeitsalltag in Vergessenheit.
Dabei ist die Unterweisung das zentrale Instrument, um Unfälle und Fehler zu verhindern. Fehlt die regelmäßige und dokumentierte Unterweisung, drohen bei einem Vorfall nicht nur Bußgelder. Im Extremfall können sogar Leistungen der Unfallversicherung verweigert werden. Auch die persönliche Haftung der Verantwortlichen ist in solchen Fällen ein großes Risiko.
Um hier auf der sicheren Seite zu sein, empfiehlt es sich, feste Unterweisungspläne aufzustellen und die Durchführung genau zu dokumentieren. Elektronische Lernplattformen oder schriftliche Nachweise erleichtern die Organisation. Wichtig ist, dass die Unterweisungen praxisnah gestaltet werden und nicht als reine Formsache ablaufen. Am besten werden sie direkt am Arbeitsplatz durchgeführt und regelmäßig mit Beispielen aus dem eigenen Betrieb angereichert.
3. Missachtung von Umweltvorschriften und Genehmigungspflichten
Der Umweltschutz ist ein Bereich mit vielen gesetzlichen Anforderungen, die sich ständig weiterentwickeln. Emissionen, Abfallentsorgung, Lagerung von Gefahrstoffen oder Umgang mit Abwässern sind nur einige der Themen, die geregelt sind. Hier ist es besonders kritisch, denn Fehler fallen häufig erst spät auf, haben aber dann große Folgen.
Viele Unternehmen wissen nicht, welche Anlagen genehmigungspflichtig sind oder welche Auflagen eingehalten werden müssen. Besonders gefährlich wird es, wenn sich betriebliche Veränderungen ergeben und die ursprünglichen Genehmigungen nicht mehr passen. Die Überwachung von Emissionen, regelmäßige Prüfungen und die Meldung bestimmter Umweltereignisse sind Aufgaben, die nicht vernachlässigt werden dürfen.
Die Folgen von Verstößen sind oft drastisch. Es drohen hohe Geldbußen, Betriebseinschränkungen bis zur Stilllegung oder sogar strafrechtliche Ermittlungen. Der Imageschaden durch Umweltvorfälle kann für Unternehmen existenzbedrohend sein.
Die Lösung liegt in einer lückenlosen Übersicht aller Genehmigungen, regelmäßigen internen und externen Prüfungen sowie der Benennung von qualifizierten Umweltbeauftragten. Diese sollten aktiv in die betrieblichen Abläufe eingebunden sein und regelmäßig geschult werden. Auch ein digitales Fristenmanagement kann helfen, keine Termine für Prüfungen und Meldungen zu verpassen.
4. Versäumnisse bei Melde und Berichtspflichten im Störfall und Unfallmanagement
Im Falle von Arbeitsunfällen, Störfällen oder besonderen Vorkommnissen bestehen klare gesetzliche Meldepflichten an Behörden und Berufsgenossenschaften. Diese Meldepflichten sind vielen nicht im Detail bekannt oder werden aus Unsicherheit nicht konsequent umgesetzt. Besonders kleinere Betriebe verlassen sich oft auf mündliche Absprachen oder informelle Wege. Das führt dazu, dass Vorfälle zu spät oder gar nicht gemeldet werden. Fristen werden versäumt und die notwendige Dokumentation bleibt lückenhaft.
Die Risiken sind erheblich. Bei Versäumnissen drohen Bußgelder, Ausschluss von Versicherungsleistungen und im Ernstfall sogar strafrechtliche Ermittlungen. Auch das Vertrauen der Belegschaft leidet, wenn das Unfallmanagement nicht professionell organisiert ist.
Um dies zu verhindern, müssen im Betrieb klare Zuständigkeiten und Meldewege definiert werden. Jeder und jede im Unternehmen sollte wissen, was zu tun ist und an wen sie sich wenden kann. Standardisierte Formulare, digitale Meldesysteme und regelmäßige Schulungen sorgen für die notwendige Sicherheit. Melden sollte als Teil der Sicherheitskultur verstanden werden, nicht als Belastung oder gar Verrat.
5. Fehlende oder nicht ausreichend eingebundene Beauftragte
Ab einer bestimmten Betriebsgröße und abhängig von der Branche schreibt das Gesetz vor, dass spezielle Beauftragte bestellt werden müssen. Beispiele sind Sicherheitsbeauftragte, Gefahrgutbeauftragte, Umweltbeauftragte oder Brandschutzbeauftragte. In vielen Betrieben fehlt aber entweder die formale Bestellung, oder die Beauftragten sind zwar ernannt, werden aber nicht aktiv in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Sie haben oft keine ausreichenden Ressourcen, sind nicht auf dem aktuellen Stand oder werden nur bei Problemen „herangezogen“.
Das ist riskant, denn ohne engagierte und fachlich versierte Beauftragte bleiben viele Pflichten auf der Strecke. Bußgelder, behördliche Auflagen und im schlimmsten Fall persönliche Haftung der Geschäftsleitung sind die Folgen.
Die Bestellung von Beauftragten sollte deshalb gut überlegt und dokumentiert sein. Fortbildungen, regelmäßiger Austausch mit der Geschäftsleitung und die Einbindung in alle relevanten Prozesse sind unverzichtbar. Wer als Führungskraft die Arbeit der Beauftragten ernst nimmt, sorgt dafür, dass gesetzliche Pflichten im Alltag erfüllt werden und nicht nur auf dem Papier stehen.
Mit gelebter Compliance Risiken vermeiden und Werte sichern
Alle genannten Verstöße haben eines gemeinsam: Sie entstehen nicht durch bösen Willen, sondern durch fehlende Strukturen, mangelndes Wissen oder fehlende Zeit. Das lässt sich ändern. Führungskräfte und Beauftragte sind in der Verantwortung, klare Prozesse zu schaffen, Zuständigkeiten festzulegen und das Thema HSSE regelmäßig auf die Tagesordnung zu setzen.
Digitale Lösungen können helfen, den Überblick zu behalten, Fristen einzuhalten und alle nötigen Nachweise aktuell zu halten. Entscheidend ist aber die Haltung im Betrieb. Wer offen über Risiken spricht, Mitarbeitende einbindet und kontinuierlich für die Einhaltung der Vorschriften sorgt, senkt nicht nur das Risiko von Bußgeldern und Unfällen, sondern gewinnt das Vertrauen von Beschäftigten, Kunden und der Öffentlichkeit.
Wer seine Organisation auf den Prüfstand stellen will, sollte regelmäßig fachkundige Audits durchführen lassen. Damit lassen sich Schwachstellen frühzeitig erkennen und gezielt verbessern. Wir unterstützen Sie dabei mit individuell zugeschnittenen Compliance Audits im HSSE Bereich und helfen, Ihr Unternehmen sicher und zukunftsfähig aufzustellen.