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Wolkenkratzer von Unternehmen, die von der Corona-Krise betroffen sein könnten.

Höher, schneller, weiter – haben die Unternehmen aus Corona gelernt?

Seit der letzten Wirtschaftskrise 2009 gab es für die Unternehmen keinen Halt mehr. Grenzen gab es kaum und die Träume gingen hoch hinaus. Die Corona Pandemie hat einigen Unternehmen jedoch einen unerwarteten Strich durch die Rechnung gesetzt. Auf der anderen Seite haben Firmen von der Pandemie profitiert und gelernt.
Egal, ob durch Corona Profit geschlagen oder Verlust erlitten wurde, nahezu alle Unternehmen unterlagen Veränderungen.

Personal, Lieferketten, Arbeitsorganisation, Entscheidungsprozesse

Die Studie „Coronafolgen im Personalmanagement” der Autoren Joachim Riedl und Stefan Wengler des Europäischen Management Instituts an der Hochschule Hof [1] zeigt die verschiedenen Auswirkungen der Pandemie auf das Personalwesen. Für die Studie wurden 50 Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt.
Die Studie zeigt, dass rund ein Viertel der Unternehmen an ihrem Personal festhielten. Selbst Firmen mit befristeten Verträgen versuchten diese möglichst nicht zu kündigen. Grund dafür sei der Aufwand das Personal zu verabschieden und später wieder neues Personal zu finden. Außerdem bestand die Hoffnung, dass die Pandemie nicht so lange anhält.

Einige Unternehmen haben zeitweise starke Lieferengpässe hinnehmen müssen. Doch am meisten haben sich wohl die Arbeitsorganisation und Entscheidungsprozesse verändert.
Der neue Trend in der Arbeitsorganisation wird auch als „New Work” bezeichnet. Damit ist vor allem das Arbeiten aus dem Home Office gemeint. Nur etwa 8 Unternehmen aus der Studie gaben an, dass sie bereits vor der Pandemie Home Office angeboten haben. Während der Corona Pandemie waren es dann 38 von 50.

Durch Corona wurden Unternehmen zu extrem schnellen Handeln gezwungen. Die Dauer von Entscheidungsprozessen wurde drastisch verkürzt. [2] Die Erteilung von Home-Office, die Umsetzung von Hygienekonzepten und die Aufrechterhaltung der Kundenkontakte mussten in kürzester Zeit umgesetzt werden.

Umsatz, Aufträge, Liquidität

Für Dienstreisen wurden im Jahr 2020 rund 50 Milliarden Euro weniger ausgegeben als im Jahr 2019 [3]. Trotzdem haben in Deutschland etwa 17.000 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet. Das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr. Wäre die Insolvenzantragspflicht nicht ausgesetzt worden, wären es wohl bedeutend mehr gewesen. Für 2021 erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft [4] eine Insolvenz-Welle. Besonders die sogenannten „Zombieunternehmen” werden sich 2021 nicht halten können. Zombieunternehmen sind Unternehmen, die unter normalen Umständen rechtlich bereits eine Insolvenz anmelden müssten. Aufgrund der aktuellen Vereinbarungen aber noch aktiv sein können. Wirtschaftlich sind diese Firmen kaum bis nicht überlebensfähig.

Die Studie „Betroffenheit deutscher Unternehmen durch die Corona-Pandemie” von KANTAR im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie [5] zeigt die Auswirkungen der Pandemie. Folgende Punkte fand die Studie heraus:

  • Positive Auswirkungen wurden nur von wenigen Unternehmen beschrieben
  • Starke negative wirtschaftliche Auswirkungen wirken sich bei drei von vier Unternehmen aus
  • Am stärksten sind die Branchen „Beherbergung und Gastronomie” und „Kreativwirtschaft und Unterhaltung” betroffen. Gefolgt von „Gesundheits- und Sozialwesen” und den weiteren personennahen Dienstleistungen.

Die Unternehmen gaben zudem an, was sie am stärksten getroffen hat. Dabei entstand die nachstehende Rangfolge:

  1. Rückgang der Nachfrage / Aufträge
  2. Liquiditätsengpässe
  3. Vorübergehende Schließungen von Teilbereichen
  4. Logistische Probleme im Absatz
  5. Lieferschwierigkeiten beim Bezug von Vorleistungen

Zukunftsperspektiven

Der Studie [1] zufolge sind über 75 Prozent der Personaler zufrieden mit der Arbeit ihrer Angestellten im Home Office. Es wird sogar von guter bis sehr guter Arbeitsqualität gesprochen. Mit Blick auf die Zukunft möchten 24 von 38 Unternehmen das Konzept Home Office beibehalten.

Generell werden wohl flexible Arbeitszeiten und variable Arbeitsorte viel stärker etabliert. Laut Forschern [2] wären Arbeitnehmer auch verkürzten Arbeitszeiten und Vier-Tage-Wochen nicht abgeneigt. Dabei würde ein Verzicht auf bis zu 20 Prozent des Gehalts akzeptiert werden. Auch die Nutzung digitaler Tools wie beispielsweise Zoom werden wohl in Zukunft zum Arbeitsalltag gehören.

Ein weiteres großes Zauberwort der Unternehmenszukunft ist „Vertrauen”. Die Unternehmen müssen ihre Visionen und Missionen so anpassen, dass eine passende Corporate Culture entstehen kann. Mitarbeiter müssen sich wertgeschätzt und ihre Arbeit als wichtig empfinden. Nur so kann eine langfristige, selbstständige und zufriedenstellende Arbeitsweise garantiert werden.

Auch die Regierung versucht Unternehmen in Zukunft besser zu helfen. Es ist beispielsweise in Diskussion, die Ausbildungsprämien aufzustocken [6]. Die Verbesserungen sollen die folgenden Punkte enthalten:

  • Es sollen mehr Unternehmen von der Prämie profitieren können.
  • Bei konstant gehaltener Anzahl von Ausbildungsverträgen soll pro neuem Ausbildungsvertrag eine Prämie in Höhe von 4.000 Euro statt 2.000 Euro ausgezahlt werden.
  • Unternehmen, die die Anzahl der Lehrlinge sogar erhöhen können, sollen pro neuem Vertrag 6.000 Euro statt 3.000 Euro erhalten.
  • Zudem möchte sich die Politik um die gestiegene Anzahl an Langzeitarbeitslosen kümmern. Die Qualifizierungschancen sollen verbessert werden. Genaue Pläne liegen hierzu noch nicht vor.

Corona als Chance?

Nicht alle Unternehmen empfanden die Corona Pandemie als Krise. Der Spiegel [7] führte ein Interview mit der Gleichstellungsexpertin Barbara Lutz. Dabei erläuterte Frau Lutz, dass Unternehmen, welche bereits vor der Pandemie ein modernes Management führten, besser durch die Krise kamen. Modernes Management entspricht demnach beispielsweise der Nutzung von Home Office und flexiblen Arbeitszeitmodellen. Diese Unternehmen konnten bereits vor der Pandemie Erfahrung in den Bereichen sammeln. So hatten sie im Gegensatz zu anderen einen Erfahrungsvorsprung. Außerdem wurde in diesen Unternehmen bereits auf eine hohe Transparenz für alle geachtet. Daten konnten von allen Arbeitnehmern selbstständig abgerufen werden.

Einige Branchen haben aus der Corona Pandemie unerwarteten Profit schlagen können. Supermarktketten, Drogerie- und Baumärkte und die Baubranche schlossen laut der Umfrage des German Business Panels [8] in den meisten Bundesländern in ihrer Bilanz sehr gut ab. Dabei stechen besonders Unternehmen aus Baden-Württemberg heraus. Generell konnte dargestellt werden, dass Unternehmen, die die nachstehenden Punkte erfüllen, in Krisen besser gewappnet sind als andere:

  • Hohe Innovationskraft
  • Ausgeprägte Flexibilität
    • in der Kapazitätsanpassung
    • in finanziellen Bereichen (durch beispielsweise Rücklagen)
  • Gut ausgebaute Infrastruktur am Standort

Während Corona hat die Unternehmensberaterbranche zwar keinen Profit geschlagen, jedoch wird ein gutes Jahr 2021 prophezeit [9]. Unternehmen sind sich bewusst, dass sie sich verändern müssen. Daher greifen viele Firmen nun auf Unternehmensberater zurück, speziell Restrukturierungsexperten werden vermehrt angefragt. Ziel ist es, die Strukturen der Unternehmen so zu ändern, dass sie auf die obigen Punkte zurückgreifen können. Außerdem werden Strategien gegen die Konkurrenz verschärft.

Die endgültigen Gewinner, Verlierer und entstehenden Zukunftsperspektiven werden sich wohl im Laufe dieses Jahres herauskristallisieren.

Quellen:
[1] https://www.accessmm.com/wp-content/uploads/2021/02/emi-Coronafolgen-Studie-2021-01-31-ePDF.pdf
[2] https://www.businessinsider.de/karriere/krise-wie-corona-entscheidungen-in-unternehmen-beschleunigt/
[3] https://www.welt.de/wirtschaft/article228197681/Corona-Konzerne-sparten-50-Milliarden-Euro-bei-Dienstreisen.html
[4] https://www.springerprofessional.de/corona-krise/risikomanagement/2020-wird-das-jahr-der-pleiten/17985496
[5] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/B/betroffenheit-deutscher-unternehmen-durch-die-corona-pandemie.pdf?__blob=publicationFile&v=4
[6] https://www.rnd.de/politik/ein-jahr-corona-krise-die-bilanz-auf-dem-arbeitsmarkt-B5QKA3Z27RCRTKYLAWRRPZP6UM.html
[7] https://www.spiegel.de/wirtschaft/corona-krise-firmen-die-frauen-foerdern-sind-auf-die-arbeit-im-lockdown-besser-vorbereitet-a-f91cd603-8f0a-4ad9-8b6c-c17fc7e9b3d2
[8] https://www.accounting-for-transparency.de/wp-content/uploads/2021/03/German-Business-Panel_Coronabefragung_Marz-2021.pdf
[9] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/branchen-umfrage-unternehmensberater-kommen-schneller-aus-der-krise-als-gedacht/26251980.html?ticket=ST-130037-gmD4cef6WhfKnfYjZJM1-ap2

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