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Feel Good Manager: Beruf mit Kicker-Tisch oder Schlüssel zur Unternehmenskultur?

„Ein bisschen Obst, ein bisschen Yoga und ganz viel gute Laune?“ – Wer beim Begriff „Feel Good Manager:in“ nur an bunte Sitzsäcke und After-Work-Partys denkt, liegt gewaltig daneben. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Beruf eine strategisch bedeutsame Rolle, die weit mehr ist als bloße Stimmungsmache. Unternehmen, die das verstanden haben, stärken nicht nur ihre Arbeitgebermarke, sondern sichern sich langfristig Motivation, Bindung und Leistung.

Der Ursprung des Missverständnisses

In vielen Köpfen existiert ein verklärtes Bild vom Feel Good Management: Eine sympathische Person kümmert sich um den Tischkicker, plant Weihnachtsfeiern und organisiert Obstkörbe. Zugegeben – auch solche Maßnahmen können dazugehören. Doch das ist lediglich die Oberfläche.

Feel Good Manager:innen arbeiten an der Schnittstelle von Unternehmenskultur, interner Kommunikation, Personalentwicklung und Organisationspsychologie. Sie beobachten Stimmungen, identifizieren Reibungspunkte im Miteinander und schaffen Voraussetzungen, damit Menschen produktiv, kreativ und gesund arbeiten können. Und genau darin liegt die eigentliche Sprengkraft des Berufs: Wer für „gutes Gefühl“ im Unternehmen sorgt, gestaltet systematisch die Kultur mit – und hat damit massiven Einfluss auf Retention, Employer Branding und letztlich den Unternehmenserfolg.

Definition: Was macht ein:e Feel Good Manager:in wirklich?

Ein:e Feel Good Manager:in ist verantwortlich für die Schaffung eines positiven, wertschätzenden und motivierenden Arbeitsumfelds. Anders als der Name vermuten lässt, geht es dabei nicht um oberflächliche Unterhaltung, sondern um tiefgreifende Gestaltungsarbeit. Die zentrale Frage lautet: Wie gelingt es, eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der Menschen gerne, gesund und engagiert arbeiten?

Typische Aufgaben sind:

  • Kulturentwicklung: Entwicklung und Pflege einer positiven Unternehmenskultur mit klaren Werten und offenen Kommunikationsstrukturen.

  • Onboarding und Integration: Neue Mitarbeitende schnell und herzlich ins Team integrieren, Barrieren abbauen, Feedback einholen.

  • Mitarbeiterbindung: Maßnahmen entwickeln, um Talente langfristig im Unternehmen zu halten – durch Wertschätzung, Entwicklungsperspektiven und eine stimmige Arbeitsumgebung.

  • Gesundheitsförderung: Initiativen zur physischen und psychischen Gesundheit (z. B. Bewegungsangebote, Stressprävention, gesunde Ernährung).

  • Krisenbegleitung: Unterstützung bei Konflikten, Umstrukturierungen oder Belastungsspitzen im Team.

  • Kommunikation und Transparenz: Vertrauen schaffen durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, Impulse und Austauschformate.

  • Employer Branding: Mitgestaltung einer glaubwürdigen Arbeitgebermarke nach innen und außen.

Nutzen für Unternehmen – weit mehr als ein Imagegewinn

In Zeiten von Fachkräftemangel, Hybrid Work und gestiegener Sinnsuche sind Wohlfühlstrukturen keine Nebensache mehr. Sie sind Standortfaktor und Erfolgsparameter zugleich.

1. Höhere Produktivität:
Ein gutes Arbeitsklima fördert Fokus, Kreativität und Eigenverantwortung. Studien belegen: Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, leisten mehr und bringen sich stärker ein.

2. Sinkende Fluktuation:
Feel Good Manager:innen tragen dazu bei, dass Mitarbeitende bleiben. Durch offene Kommunikation, Partizipation und individuelle Wertschätzung entsteht emotionale Bindung – ein entscheidender Hebel gegen Kündigungen.

3. Arbeitgeberattraktivität:
Gerade jüngere Generationen achten verstärkt auf Arbeitsatmosphäre, Sinn und Werte. Feel Good Management wirkt sich direkt auf das Employer Branding aus – intern wie extern.

4. Weniger Ausfälle, mehr Gesundheit:
Psychische Belastungen, Stress und fehlende Zugehörigkeit zählen zu den häufigsten Krankheitsursachen. Wer hier präventiv wirkt, spart langfristig Kosten und erhält die Leistungsfähigkeit.

5. Innovationsförderung:
Wertschätzende Unternehmenskulturen, in denen Fehler offen angesprochen werden dürfen und Ideen willkommen sind, sind fruchtbarer Boden für Innovation.

Welche Kompetenzen braucht ein:e Feel Good Manager:in?

Der Beruf ist kein „Gute-Laune-Job“, sondern eine anspruchsvolle Querschnittsfunktion mit psychologischen, kommunikativen und strategischen Anforderungen. Gefragt sind:

  • Empathie und Menschenkenntnis: Die Fähigkeit, Stimmungen zu erkennen, zuzuhören und individuelle Bedürfnisse zu erfassen.

  • Moderations- und Konfliktfähigkeit: Kommunikation auf Augenhöhe, auch in sensiblen Situationen.

  • Organisationsgeschick: Planung von Formaten, Events oder Maßnahmen, die zur Unternehmenskultur passen.

  • Wirtschaftliches Verständnis: Wissen um unternehmerische Ziele, Budgetverantwortung und Wirkungsanalyse.

  • Know-how zu Gesundheit, Diversity, New Work und Change Management: Je nach Branche und Unternehmensgröße auch fundiertes Wissen in angrenzenden Bereichen.

Viele Feel Good Manager:innen bringen Ausbildungen aus der Psychologie, Kommunikation, HR oder dem betrieblichen Gesundheitsmanagement mit. Entscheidend ist jedoch nicht die Herkunft, sondern die Fähigkeit, Räume für Vertrauen, Identifikation und Wachstum zu schaffen.

Chancen für Unternehmen – und ein strategischer Weckruf

1. Kultur als Wettbewerbsfaktor:
Kultur lässt sich nicht verordnen – aber gestalten. Wer Feel Good Management ernst nimmt, verankert Wertschätzung und Gemeinschaftssinn langfristig im Unternehmen.

2. Frühwarnsystem für Unzufriedenheit:
Ein:e gute:r Feel Good Manager:in erkennt Stimmungen und Konflikte, bevor sie eskalieren. Das entlastet Führungskräfte und verhindert Fluktuation und Burnout.

3. Verbindung von Strategie und Alltag:
Feel Good Management bringt Unternehmenswerte vom Papier in den Alltag. Wer etwa „Verantwortung“, „Agilität“ oder „Respekt“ als Wert postuliert, muss diesen auch in Meetings, Teamstrukturen oder Feedbackprozessen erlebbar machen.

4. Nachhaltige Transformation:
Ob New Work, Digitalisierung oder Generationenwechsel – Veränderungen brauchen emotionale Begleitung. Feel Good Manager:innen moderieren diese Übergänge menschlich und empathisch.

Praxisbeispiele: Was Feel Good Management bewirken kann

  • IT-Unternehmen (150 MA): Einführung regelmäßiger „Lunch & Learn“-Formate, bei denen Mitarbeitende Wissen austauschen, neue Kolleg:innen sich vorstellen oder Führungskräfte Fragen beantworten. Ergebnis: gestiegene Zufriedenheit, kürzere Onboarding-Zeiten.

  • Pflegeeinrichtung: Aufbau eines internen „Wertschätzungsprogramms“ mit monatlichen Dankeschön-Karten, kleinen Überraschungen im Alltag und gezielten Teamentwicklungs-Workshops. Ergebnis: deutlich gesunkene Krankentage und verbesserte Stimmung trotz hoher Belastung.

  • Start-up mit flachen Hierarchien: Einführung einer „Feedback-Woche“ pro Quartal, in der alle Mitarbeitenden strukturierte Rückmeldung zu Führung, Prozessen und Zusammenarbeit geben. Das stärkt nicht nur das Miteinander, sondern wirkt auch konkret in die Produktivität hinein.

Herausforderungen und Grenzen

So sinnvoll die Rolle ist – sie ist nicht frei von Risiken:

  • Vermischung von Rollen: Wenn Feel Good Manager:innen zum „Kummerkasten“ für alles werden, ohne Handlungsbefugnis oder Rückhalt der Führung, droht Überforderung und Frust.

  • Alibi-Funktion: In manchen Unternehmen wird die Rolle als Feigenblatt installiert – ohne echten Veränderungswillen. Das untergräbt Vertrauen und schadet mehr, als es nutzt.

  • Fehlende Einbindung: Nur wenn das Top-Management hinter der Idee steht, kann Feel Good Management wirksam sein. Ohne strategische Verankerung bleibt es bei Einzelaktionen.

Feel Good Manager:innen sind Kulturarchitekt:innen

Der Job ist keine Spielerei – sondern ein professioneller, strategischer Beitrag zur Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und Wettbewerbsfähigkeit. In einer Arbeitswelt, die zunehmend fluide, digital und selbstverantwortlich wird, sind Menschen gefragt, die Brücken bauen: zwischen Bedürfnissen und Anforderungen, zwischen Menschen und Systemen.

Feel Good Management ist der stille Motor, der moderne Unternehmen nicht nur menschlicher, sondern auch erfolgreicher macht.

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